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Südaustralien

Deutsche Besiedlung von Südaustralien im 19. Jahrhundert - Überblick

[Beschreibung der Auswanderung von Pastor Kavels Alt-Lutheraner]

(Foto © D. Nutting) StraßenschildAls Pastor Kavels Auswanderer-Gruppe ankam, war Adelaide erst vier Jahre alt und eine noch sehr kleine Siedlung. Kavels Gruppe mietete 150 acres (61 Hektar) von George Angas etwa 10 km von Adelaide am Torrens und nannte die Siedlung Klemzig; das war der Name eines der Dörfer in ihrer Heimat in Preußen. (Foto: Straßenschild in der Gegend von Eden Valley - Posen war eine preußische Provinz, aus der viele frühe Einwanderer herkamen.)

1839 kamen Einwanderer aus dem Dorf Kay in der preußischen Provinz Brandenburg auf dem dänischen Schiff Zebra an (dem ersten ausländischen Schiff, das in Port Adelaide ankam). Sie gründeten eine Siedlung  bei Mount Barker in den Hügeln süd-östlich von Adelaide und benannte sie nach dem Kapitän der Zebra, Dirk Hahn, der ihnen geholfen hatte, das Land zu bekommen. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten anbauten, und man sah oft Frauen aus Hahndorf in einer Reihe hintereinander durch die Nacht nach Adelaide laufen; sie trugen ihre Produkte auf dem Rücken und verkauften sie auf dem Markt in Adelaide (zum Beispiel: Obst, Gemüse, Butter, Eier und Käse). Sie gingen dann mit den Sachen, die sie in der „Stadt“ gekauft hatten, zurück nach Hahndorf. Es war ziemlich leicht für die Deutschen in Hahndorf, ihre landwirtschaftliche Produkte zu verkaufen, weil die Leute in Adelaide bis dahin nicht viel Landwirtschaft betrieben hatten. Adelaide konzentrierte sich am Anfang auf die Viehzucht, und importierte viele Lebensmittel aus Tasmanien und New South Wales.

(Foto © D. Nutting) Überseekoffer(Foto links) Dieser Überseekoffer (heute in einem Privathaus in Hahndorf) wurde auf der Zebra von seiner Besitzerin Dorothea Elisabeth Schulz, geborene Paech, nach Australien gebracht. Sie (geboren 1796) war eine 42-jährige Witwe aus Rentschen in der preußischen Provinz von Brandenburg, und mit ihr kamen ihre 12-jährige Tochter Johanne Eleonore und ihr 8-jähriger Sohn Johann Gotthilf. Sie ließ sich in Hahndorf nieder. Ihr Bruder wanderte auch auf der Zebra aus - es war Johann Friedrich Wilhelm Paech, der das Land kaufte, auf dem die Siedlung Paechtown entstand.

Pastor Fritzsche brachte im Jahre 1841 weitere lutherische Siedler, die sich in Hahndorf niederließen und die Siedlung Lobethal gründeten. Bethany wurde 1842 von 26 Bauern aus Lobethal, Hahndorf und Klemzig gegründet, die neue Grundstücke mieteten und die neue Ansiedlung Bethanien nannten. Eine sehr ernste Meinungsverschiedenheit zwischen den Pastoren Kavel und Fritzsche über die Kirchendoktrin verursachte eine Spaltung in den Gemeinden. Kavels Gruppe zog weiter und gründete Langmeil am Gawler-Fluss. Langmeil ist heute ein Ortsteil von Tanunda.

(Foto © D. Nutting) Gruenberg Kirche(Foto: Lutherische Kirche, Gruenberg) Zwischen 1839 und 1845 war die Mehrzahl der deutschen Einwanderer in Südaustralien Arbeiter und Bauern aus dem östlichen Deutschland und aus Mitteldeutschland, und sie wanderten hauptsächlich als Familiengruppen ein. Eine beträchtliche Zahl von Sorben kam in den frühen 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts nach Südaustralien (eine große Menge wanderte nach Texas aus). Einige von diesen Sorben zogen 1852 von Südaustralien in den Western District Victorias weiter (Hochkirch/Tarrington, Gnadental), und manche zogen nach NSW (Walla Walla, 1868).

Du kannst hier Theodor Müllers Beschreibung der Art deutscher Einwanderer in Adelaide nach 1848 lesen.

Bis in die frühen 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts waren zwei Hauptgebiete deutscher Besiedlung in Südaustralien entstanden: die Gegend um Hahndorf und das Barossa-Tal, nördlich von Hahndorf. In den deutschen Ansiedlungen der frühen Jahre bewahrten die Deutschen ihre kulturellen Gewohnheiten aus der Heimat. Eigentlich siedelten sich die meisten Deutschen auf dem Land an statt in der Stadt Adelaide. Da sie in diesen ländlichen Gegenden Pioniere waren, mussten sie sich nicht an die koloniale britische Kultur anpassen, so dass sie ihre traditionellen Bräuche und Freizeitaktivitäten aus der Heimat beibehalten konnten. Friedrich Gerstäcker, ein weltreisender Schriftsteller, besuchte in den 50er-Jahren die deutschen Siedlungen in Südaustralien und war erstaunt darüber, wie gut die alten Bräuche beibehalten wurden, zum Beispiel der Baustil der Bauernhöfe, die Bilder und Sprichwörter an den Wänden usw.
Lies Gerstäckers Beschreibung eines deutschen Bauernhaus in S.A..

(Foto © D. Nutting) GnadenbergDer erste, der im Barossa-Tal bei Rowland Flat Weinreben pflanzte, war im Jahre 1847 Johann Gramp. Obwohl das Tal heute für die Weinproduktion bekannt ist, haben am Anfang die Barossa-Leute nur so viel Wein produziert, wie sie selber brauchten. Die Weinproduktion im Tal stieg schnell, nachdem die Weinberge in den östlichen australischen Kolonien in den 80er und 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts durch eine Krankheit stark geschädigt wurden.

Bis Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts war das Barossa-Tal ziemlich dicht besiedelt worden, und die Qualität des Ackerbodens begann, schlechter zu werden, weil die Leute damals nicht wussten, dass die Erträge besser sind, wenn man die Fruchtfolge auf den Feldern regelmäßig wechselt. Im Jahre 1869 erlaubte das Strangways-Landgesetz die Vergabe von größeren Grundstücken zwecks Besiedlung, und einige deutsche Siedler und Einwanderer zogen in andere Teile der Kolonie, um größere und bessere Grundstücke für den Ackerbau zu finden. Einige begannen, Land auf der Yorke-Halbinsel zu bebauen (zwischen 1870 und 1880); andere zogen nach Victoria und in die Riverina-Gegend von NSW. Die Gegenden der Murray Flats zogen einige Barossa-Deutsche an (z.B. die Siedlungen von Sedan und Steinfeld). Manche fuhren weiter in den Mittleren-Norden und Höheren Norden von Südaustralien und versuchten ihr Glück mit dem Weizenanbau (z.B. die Gegenden von Condowie, Laura, Jamestown, Appila, Caltowie, Quorn). Die Größe der Farmen dieser Jahre sonderten diese Deutschen vom intensiven Gemeinschaftsleben ab, das in Gebieten wie Hahndorf und dem Barossa-Tal in früheren Jahren möglich war.

Die Deutschen benutzten die Baustile ihrer Heimat, und in Orten wie Hahndorf sind noch einige alte Beispiele von Fachwerkhäusern zu sehen. Der Rahmen des Hauses wurde auf einer Grundmauer aus Stein gebaut, und bestand aus waagerechten, senkrechten und diagonalen Bauhölzern, mit Holzpflöcken zusammengehalten (keine Nägel). Die Lückenbereiche zwischen den Rahmenhölzern wurden mit Schlamm und Stroh gefüllt. Diese Lückenbereiche wurden dann geglättet und schließlich bemalt.

Image: Anzeige

Südaustralische Anzeige: Australische Deutsche Zeitung, 4/11/1870

In Südaustralien wurde die allgemeine Schulpflicht 1875 eingeführt, und davor wurden Schulen von den Kirchen oder von Privatbürgern betrieben. 1850 wurde eine Schule in Tanunda von Martin Basedow eröffnet, der in Deutschland Lehrer gewesen war, und bald hatte die Schule 100 Schüler. In allen deutschen Ansiedlungen, wo die Bevölkerung groß genug war, gab es eine Schule; die meisten waren entweder mit der lutherischen Kirche verbunden oder der Besitz der lutherischen Kirche. Bis 1900 hatte Südaustralien 46 deutsche Schulen (in dieser Zeit fand der Unterricht sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch statt - früher war der ganze Unterricht auf Deutsch). Insgesamt wurden circa 1600 Schüler unterrichtet. Indem die kostenlosen Staatsschulen sich allmählich verbreiteten, fingen mehr deutsche Familien an, ihre Kinder an diese Schulen zu schicken. Im Jahre 1917, während des Ersten Weltkrieges, mussten alle deutschen Schulen wegen eines harten Gesetzes der Regierung schließen (in Victoria wurde keine lutherische Schule geschlossen, obwohl der Unterricht auf Deutsch verboten wurde, und nur Schulbücher aus Verlagen des British Commonwealth erlaubt waren).

Foto: Schule
Lutherische Schule, Nain, c. 1913
(Foto: Pastor J Materne)

Während des Ersten Weltkrieges existierte von allen Staaten Australiens vielleicht in Südaustralien die stärkste Hysterie gegen alles, was deutsch war - das deutsche Element in der Bevölkerung war in Südaustralien am auffälligsten. Im Jahre 1917 benannte die südaustralische Regierung 69 deutsche Ortsnamen und Landschaftsnamen um (siehe Liste der deutschen Ortsnamen).

Image: Karte
Landkarte: Verteilung der Deutschen in Südaustralien um 1900 (aus: Borrie, Wilfried. 1954. Italians and Germans in Australia / A Study of Assimiliation. F.W. Cheshire, Melbourne).

Siehe dazu auch:
Lodewyckx, Prof. Dr. A. 1932. Die Deutschen in Australien. Ausland und Heimat Verlagsaktiengesellschaft, Stuttgart.
Meyer, Charles. 1990. A History of Germans in Australia 1839-1945. Monash University, Clayton (Victoria).

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