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Deutschsprachige in Australien

Australien?? - Informationsquellen für Auswanderer

Woher konnten Leute in den deutschsprachigen Ländern Informationen bekommen, wenn sie die Auswanderung erwogen, und nicht sicher waren, wohin sie auswandern könnten?

| Briefe | Bücher/Broschüre | Agenten | Zeitungen | Vereine |

Briefe/mündlich

Die frühste Quelle für Informationen für zukünftige Auswanderer war Privatbriefe, die Auswanderer im Zielland nach Hause schickten. Diese Briefe enthielten spezifische Informationen über die Erfahrungen des Freundes oder Familienmitglieds, das schon ausgewandert war, und waren eine wertvolle direkte Quelle von Ratschlägen. Diese Informationen erreichten aber auch andere Leute, besonders wenn der Empfänger des Briefes in einem Dorf lebte, wo alle Einwohner sich natürlich für das Schicksal von jemandem interessierten, den sie kannten. Briefe wurden oft von Hand zu Hand herumgereicht, und oft kopierte der Empfänger den Brief per Hand, um ihn an andere Freunde zu verteilen. Einige Briefe wurden in Ortszeitungen veröffentlicht.

Bücher/Broschüre

Nicht immer enthielten Briefe nützliche und zuverlässige allgemeine Informationen über Auswanderung, zum Beispiel über die Schiffsreise oder was im Auswanderungshafen passiert, und über die Möglichkeiten, die am Ankunftshafen im Einwanderungsland vorhanden waren. Sehr viele Bücher wurden veröffentlicht, deren Ziel es war, diese Art Informationen zu liefern, obwohl viele von ihnen vielleicht nur von den gebildeten Schichten der Gesellschaft gekauft wurden. (Historiker haben aber bemerkt, dass im 19. Jahrhundert mehr deutsche Einwanderer als britische Einwanderer in Australien lesen und schreiben konnten.) Der Höhepunkt dieser Informationsflut war die Zeit der 30er, 40er & 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts.
Das erste Buch, das für Leute veröffentlicht wurde, die sich für die Auswanderung nach Australien interessierten, war ein Buch, das F.L. Bibra 1823 über Tasmanien zusammenstellte:
F.L. Bibra. 1823. Schilderung der Insel Van Diemensland Einer Hoescht Merkwuerdigen Colonie in Der Suedsee. Ein Handbuch Fuer Die Dahin Auswandern Geneigt Waeren. Nach Den Von Herrn F.L. Bibra Gesammelten Materialien Bearbeitet Von C.N. Roedling Phil. Dr. J.B. Appel, Hamburg.

Weitere Bücher erschienen:
Carl Eduard Meinicke. 1837. Das Festland Australiens. F.W. Kalbersberg, Prenzlau.
August Kavel. 1845. Berichte deutscher Auswanderer in Süd-Australien. G. Hunckel, Bremen.
Wilhelm Kirchner. 1848. Australien und seine Vortheile für Auswanderer. H.L. Brönner, Frankfurt a.M.
J.P.D. Dieseldorf. 1849. Wegweiser nach Südaustralien oder Südaustralien in seiner jetzigen Gestalt. Nach eigener Anschauung während eines mehrjährigen Aufenthalts besonders für Auswanderer geschildert. Robert Kittler, Hamburg.
Dr Ebel. 1849. Über Australien. Königsberg.
Eugen Laun. 1849. Führer und Rathgeber für Auswanderer nach Australien und Port Adelaide. Bremen.
G. Listemann. 1851. Meine Auswanderung nach Süd-Australien und Rückkehr zum Vaterlande. Ein Wort zur Warnung und Belehrung für alle Auswanderungslustigen. A.W. Hayn, Berlin. (Er berichtete von seinem Mangel an Erfolg und von seiner Enttäuschung mit Australien.)
A. Heising. 1855. Das Australische Festland. Josef Manz, Regensburg.
J.F. Cast. 1855. Briefe Würtembergischer colonisten zu Neusüdwales in Australien.
G.H. Bruhn. 1855. Mittheilungen über die Australischen Colonien, nach eigenen Erfahrungen und Betrachtungen. Besser und Nanke, Hamburg.
E. Buechele. 1856. Australien in der Gegenwart. Hallberger, Stuttgart.
J.C. Heußler. 1867. Kurze Beschreibung der Kolonie Queensland. Franz Benjamin Auffahrt, Frankfurt.
L. Fernow. 1895. Die Goldfelder Australiens. Erfurt.
J. Aebi. 1896. Mitteilungen über Australien. Josef Loesel, Kempten.
K. Schmeisser. 1897. Die Goldfelder Australasiens. Dietrich Reimer, Berlin.
E. Mühling. 1898. Ein Führer durch Queensland. Brisbane.

Auswanderungsagenten

Fremde Regierungen beschäftigten Auswanderungsagenten, um Einwanderer für ihr Land oder ihre Regionen anzuwerben, zum Beispiel Eduard Delius in Bremen, der für Südaustralien und Victoria arbeitete; Johann Heußler, der für die Queensland-Regierung nach Deutschland zurückkehrte; Wilhelm Kirchner, der dasselbe für die NSW-Regierung und später die Queensland-Regierung tat, und Friedrich Buck, der für Tasmanien arbeitete. Sie produzierten Broschüren, inserierten in Zeitungen, und beschäftigten sub-agents, die für sie in anderen deutschen Staaten arbeiten konnten. Normalerweise hatten sie Sonderangebote für zukünftige Auswanderer, die sie mit der jeweiligen kolonialen Regierung in Australien ausgearbeitet hatten. Einige Auswanderungsagenten hatten einen schlechten Ruf. Der Schriftsteller J.P.D. Dieseldorf warnte 1849 in seinem Buch über Auswanderung nach Südaustralien vor gewissen Auswanderungsagenten.

Image: Anzeige

Auswanderungszeitungen

Um 1845 erregte die Frage der Auswanderung stark die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit in den deutschen Staaten und wurde oft diskutiert. Diejenigen, die überhaupt keine Absicht hatten, auszuwandern, wussten, wie wichtig die Frage war; „ist die Auswanderung für Deutschland gut oder ist es nicht?“ In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen acht spezialisierte Auswanderungszeitungen in den deutschen Staaten, obwohl sich nur zwei von ihnen sehr lange hielten. Diese Zeitungen berichteten (sogar dreimal in der Woche => Allgemeine Auswanderungszeitung) über die wirtschaftliche und gesetzliche Situation in den Ländern, in die Deutsche auswanderten, und veröffentlichten Berichte von ihren eigenen Korrespondenten und Briefe von Leuten, die schon ausgewandert waren. Die Zeitungen enthielten auch Werbung von Auswanderungsagenten.

Deutsche Auswanderungszeitungen:

Jahre Titel Zahl
der Jahre
Verlagsort
1846/47-1871 Allgemeine Auswanderungszeitung.
Ein Bote zwischen der alten und neuen Welt.
25 Rudolstadt
1847-1850 Der deutsche Auswanderer. Zentralblatt der deutschen Auswanderung und Kolonisierung. 4 Darmstadt / nach 1848 Frankfurt am Main
1848 Deutsche Auswanderungszeitung 1 Leipzig
1848-1851 Der sächsische Auswanderer.
Ab 1850: Der Auswanderer.
4 Schneeberg
1852-1857 Hansa. Zentralorgan für deutsche Auswanderung.
Ab 1852: Hansa, Organ für deutsche Auswanderung, Kolonisation und überseeischen Verkehr.
6 Hamburg
1852-1875 Deutsche Auswanderer-Zeitung 24 Bremen
1880/81-1881/82 Neue Auswanderungszeitung.
Ab 1881/82: Auswanderungs- und deutsch-amerikanische Zeitung
2 Leipzig
1882-1884 Der Auswanderer 3 Dresden

Auswanderungsvereine

In derselben Periode wurden sehr viele Auswanderungsvereine gegründet, deren Ziel es war, die Leute gründlicher zu beraten, die die Auswanderung erwogen, oder die sich zu diesem Schritt schon entschlossen hatten. Abgesehen von der Beratung hatten fast alle diese Vereine auch das Ziel, die deutsche Auswanderung in gewisse Länder oder Regionen zu lenken, wo man deutsche Gemeinden etablieren könnte, und wo man 'ihre nationale Entwicklung und Selbständigkeit, obwohl unter fremder Oberhoheit, garantieren könnte'. Dieses besondere Ziel wurde kaum erreicht (nur in gewissen Ausmaß in Süd-Amerika), aber die Beratungsarbeit dieser Vereine war viel wichtiger. Sie konnten vor negativen Aspekten von besonderen Ländern warnen, und sie konnten den manchmal unrealistischen, oder wilden und falschen Versprechungen von einigen Auswanderungsagenten und Reederei-Agenten über Einwanderungsländer begegnen (die Auswanderungsagenten wurden ja von fremden Regierungen bezahlt, und die Reedereien wollten ja Schiffspassagen verkaufen).

Im Jahre 1865 veröffentlichte die Allgemeine Auswanderungszeitung Warnungen des
Verein(s) für Erdkunde in Dresden, Abtheilung für Auswanderungs-Angelegenheiten vor dem tropischen Klima, der politischen Instabilität und der beschränkten Religionsfreiheit in Yucatan; und des
Frankfurter Verein(s) zum Schutze der Auswanderer vor der Auswanderung nach Mexico.

(Siehe eine Liste der Auswanderungsvereine zwischen 1833-1850)

Ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die frühen 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts (als die wirtschaftlichen Verhältnisse sich änderten), suchte Australien Einwanderer, sowohl um die Bevölkerung zu vergrößern als auch wegen des Mangels an Arbeitern in Australien. Das Einwanderungsministerium (Department of Immigration) produzierte Publicity-Geschichten und -Fotos von individuellen Einwanderern und ihren Familien, die sich in Australien erfolgreich niedergelassen hatten. Diese „Erfolgsgeschichten“ wurden sehr ausführlich im Ausland publiziert, um Leute zur Auswanderung nach Australien zu ermutigen. 20.-Jahrhundert-Versionen der Broschüren, die Männer wie Wilhelm Kirchner 100 Jahre früher produzierten! Bis 1983 unterhielt das Department of Immigration ein Büro in Köln, das Einwanderungsanträge annahm und Informationen zur Verfügung stellte. Dann wurde das Büro an die Australische Botschaft in Bonn verlegt. Als die Botschaft im August 1999 nach Berlin umzog, ging das Einwanderungsbüro mit.

Foto: Veronika

19-jähriges deutsch-australisches Model Veronika Dielenberg, die 1954 mit ihrer Familie nach Melbourne ausgewandert war. Veronika wurde aus 23 anderen Mädchen zur offiziellen Königin von Melbourne's 1959 Moomba-Fest von Straßenparaden, Tanzveranstaltungen, Sportwettbewerben, Konzerten und Kunstausstellungen gewählt. Veronika, die aus Rastatt in der Nähe von Baden-Baden (im Südwesten Deutschlands) stammte, sagte, dass sie das Leben im Freien in Melbourne liebt. (Department of Immigration and Multicultural Affairs photograph, Cat. # 59/13/19)

Foto: Zeremonie

Bei der Einbürgerungszeremonie am 5. März 1959 gratuliert der Bürgermeister des Melbourner Stadtteils Malvern Veronika zu ihrer Naturalisation. (Department of Immigration and Multicultural Affairs photograph, Cat. # 59/13/21)

(Foto © D. Nutting) WörterbuchIn den frühen 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlichte die Percival Publishing Co. ein „Taschen-Wörterbuch Für Deutsch Sprechende Immigranten“ in fast allen australischen Hauptstädten. Es enthielt unterschiedliche Überblicksinformationen sowie eine lange Vokabelliste.
Du kannst mehr darüber lesen und Bilder sehen.

Die Mitarbeiter des Departments of Immigration and Multicultural Affairs (DIMA) in der Berliner Botschaft sind verantwortlich für Einwanderungsanträge von Leuten, die in Deutschland und der Schweiz wohnen. Österreichische Staatsbürger, die in Österreich wohnen, stellen Einwanderungsanträge bei der australischen Botschaft in Wien. Wegen Kostenkürzungen unterhält DIMA in beiden Ländern ein Versandhaus (Privatorganisationen), die Antragsformulare und Informationsbroschüren für DIMA verteilt.

Seit mehr als hundert Jahren bekommen auswanderungswillige Deutsche Beratung auch vom Raphaels-Werk, dem katholischen Hilfswerk für Auswanderer in Deutschland, mit Sitz in Hamburg. Es bietet Menschen Beratung und Hilfe, die Deutschland entweder vorübergehend oder für immer verlassen. Die Auswanderungsberatungstellen des Raphaels-Werkes in 25 deutschen Städten sind staatlich anerkannt. Im Jahre 1871 wurde das Raphaels-Werk als St. Raphaels-Verein zum Schutz katholischer deutscher Auswanderer gegründet. Der heilige Erzengel St Raphael gilt als der Beschützer von Reisenden. 1941 wurde die Organisation von der Gestapo geschlossen und verboten. Sie wurde 1947 neu gegründet. 1977 wurde der Name in Raphaels-Werk verwandelt. In den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts unterstützte es viele Flüchtlinge bei ihrer Weiterwanderung zu einem neuen Leben in Ländern wie den USA, Australien und Kanada.

Im Vergleich mit früheren Zeiten gibt es heutzutage jede Menge Informationen für deutsche Auswanderer. Sogar eine Website spezialisiert sich auf das Thema. In der Website Auswandern-aktuell stand im Jahre 2001 über Australien:

„Australien ist das Traumland für Auswanderer schlechthin. Pro Jahr nimmt das Land etwa 80.000 Auswanderer auf, wobei ein ausgeklügeltes Selektionssystem die Spreu vom Weizen trennt. Alles über das Land Ihrer Träume, wer einwandern darf, und wer nicht, können Sie hier nachlesen.“

Auswandern-aktuell.de hat auch ein Webforum, wo Auswanderungsinteressierte Informationen austauschen und die Vor- und Nachteile der Auswanderung selbst diskutieren können.

Deutschsprachige, die nach Australien auswandern wollen, finden durch das Internet sehr viele Informationen, die nicht nur bei ihrer Vorbereitung sondern auch nach ihrer Ankunft in Australien hilfreich sind. Diese Websites enthalten Infos über den australischen Lebensstil aus deutscher Perspektive, über die Arbeitswelt, über Behörden in Australien (zum Beispiel das Gesundheitssystem) usw.

Beispiele von solchen Websites sind:

In den großen Städten Australiens gibt es auch mehrere Stammtische, wo Gruppen von Australiern (die Deutsch sprechen/üben wollen) und deutschsprachigen Einwanderern sich regelmäßig treffen, um auf Deutsch zu plaudern. Mitglieder dieser Stammtischgruppen organisieren ihre Treffen oft übers Internet.

Quellen: Informationen teilweise aus unterschiedlichen Bibliographien und aus:
Marschalck, Peter. 1973. Deutsche Überseewanderung im neunzehnten Jahrhundert. Klett, Stuttgart.
Tampke, Jürgen (editor). 1982. Wunderbar Country - Germans look at Australia, 1850-1914. Hale & Iremonger, Sydney.
Koplin, Eva. 2000. Das Australienbild deutscher Auswanderer(...)im 19. Jahrhundert. Siehe "Further Interest" in Bibliography

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German Australia © D. Nutting 2001