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Victoria

Pella
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Pella liegt 16 km westlich von Rainbow im südlichen Mallee-Gebiet Victorias, ungefähr 400 Kilometer nordwestlich von Melbourne. Es liegt am 'Outlet Creek', einem Wasserlauf, der an den Hindmarsh-See und an den Albacutya-See anschließt. Dort gibt es kein Postamt und auch kein Gemeindeamt, da Pella niemals als amtlicher Name erschien. Es war vielmehr der Name, den die erste lutherische Gemeinschaft am 'Outlet Creek' als Ort angab, an dem sie ihre Kirche baute. Pella führt seine Bedeutung auf das biblische Pella Palästinas zurück. Dieses Pella lag zwischen dem Meer von Galiläa und dem Toten Meer und war Zufluchtsort für Christen, die vor den Römern während des ersten Jahrhunderts vor Christus flohen.

In den Jahren 1898-1914 machten viele Familien überwiegend deutsch-lutherischen Ursprungs unberührtes Mallee-Buschland in der Nähe Pellas zu ihrer neuen Heimat. Die Siedler gehörten meistens zu Familien, die sich schon Land in anderen Gegenden Victorias oder Südaustraliens angeeignet hatten. Es handelte sich häufig um große Familien, die noch mehr Land für ihre Söhne suchten. In einigen Fällen besiedelten alte Ehepaare mit ihren verheirateten Söhnen oder Töchtern das Land, aber häufiger kamen erst neu verheiratete Söhne, um sich hier für immer niederzulassen und eine Existenz zu gründen. Pella war während der ersten dreißig Jahre eine Gemeinde, in der es viele Kinder gab. Als mehrere Bereiche für Siedlungen erschlossen wurden, so z.B. in NSW, zogen viele Familien weiter. Die deutschen Siedler waren fleißig und bildeten eine eng miteinander verbundene Gemeinschaft. Die meisten hatten wenig Geld und wenig Besitz, aber sie brachten gutes landwirtschaftliches Wissen als Kapital mit sich und bauten auf ihrer Erfahrung auf, so dass die späteren Generationen ganz offensichtlich gut Erfolge erzielen konnten.

Die lutherische Kirche
Im Jahr 1904 war es nunmehr offenkundig geworden, dass genug Lutheraner am 'Outlet Creek' lebten, um ihre eigenen Gottesdienste abzuhalten. Gottesdienste wurden damals in der lutherischen Schule am 'Outlet Creek' gehalten, obgleich die Kirchengemeinde noch an Rainbow angebunden blieb, weil dort die Kirchensitzungen stattfanden. Da es bald mehr Lutheraner am 'Outlet Creek' als in Rainbow gab, wurde in der Kirchensitzung am 22. Februar 1909 entschieden, dass diese Mitglieder die Kirchengemeinde Rainbow verlassen könnten, um in Pella ihre eigene Kirche zu bauen. Im Protokoll dieser Sitzung wird der Name Pella zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt im gleichen Monat hatte man entschieden, ein Pfarrhaus am 'Outlet Creek' zu bauen. Der Pfarrer, Pastor Mueller, sollte dort statt in Hopetoun leben.

(Foto © R. Gosling) Kirche
Pella Kirche
(Foto © R. Gosling) Brennöfen
Reste der Brennöfen

Mit dem Bau der lutherischen Kirche St. Johann bei Pella wurde tatsächlich erst in der letzten Hälfte des Jahres 1910 begonnen. Das Baumaterial für die Kirche war Kalkstein, der in der Nähe abgebaut wurde, und der Mörtel wurde in Brennöfen hergestellt, die auch ganz in der Nähe lagen. Die Kirche, die zu dieser Zeit eine der größten lutherischen Kirchen Victorias war, wurde am 14. Mai 1911 in einem Festgottesdienst eingeweiht. Die Gottesdienstordnung war auf Deutsch gedruckt und der Gottesdienst wurde ausschließlich auf Deutsch gehalten. Bis 1918 wurden die Kirchenprotokolle in deutscher Sütterlin-Schrift geschrieben, entweder vom Pastor oder vom Schullehrer. Von 1918 bis zum November 1920 wurden sie in deutscher römischer Handschrift geschrieben und später in englischer Sprache. Im Juli 1924 bekam Pastor Leske von der vierteljährlichen Konferenz der Kirchengemeinde in Pella die Erlaubnis, eine englische Bibel für den Altar zu kaufen.

Die folgende Bitte, die die Kirchengemeinde in Pella häufig äußerte, datiert bis in das Jahr 1912 zurück: „Könnten wir nicht Gottesdienste auf Englisch haben, da wir nun eine so schöne Kirche haben?“. Es wurde schließlich vereinbart, alle sechs Wochen einen englischen Gottesdienst zu haben, solange dadurch keine deutschen Gottesdienste behindert würden. Zu Kriegszeiten verstärkten sich die Forderungen nach englischen Gottesdiensten; diese Forderungen hielten sich auch in den Nachkriegsjahren. Der Pfarrer predigte nicht jeden Sonntag in Pella, und wenn er nicht anwesend war, wurde ein Wortgottesdienst gehalten. Im April 1922 kam man zu dem Entschluss, abwechselnd englische und deutsche Wortgottesdienste zu haben. Ab 1926 fanden keine deutschen Wortgottesdienste mehr statt. Dieser Zustand dauerte bis 1932 an. Dann entschied man sich abwechselnd deutsche und englische Gottesdienste zu halten. Wegen des drohenden 2. Weltkriegs wurde schließlich entschieden, dass alle Gottesdienste am Morgen in englischer Sprache stattfinden sollten und dass während des Jahres einige Gottesdienste am Nachmittag auf deutsch stattfinden sollen. Dies war eine Geste der Höflichkeit gegenüber der älteren Generation. Viele ältere Lutheraner glaubten nämlich, dass es Gott besser gefiel, wenn sie zu ihm auf Deutsch beteten. Letztlich bedeutete dies jedoch das Ende einer Ära.

Die lutherische Schule
Es ist zu beachten, dass Pläne für den Bau einer Schule schon lange vor denen für den Bau einer Kirche existiert hatten. Im Mai 1902 wurden die ersten Unterrichtsstunden in einem Familienhaus gehalten, bis eine Schule gebaut werden konnte. Der Religionsunterricht in den Schulen wurde von den Laien und vom Klerus als sehr wertvoll eingeschätzt. Während der ersten halben Schulstunde wurde jeden Morgen Bibelgeschichte und Religion auf Deutsch unterrichtet. Pläne zum Bau einer Schule aus Kalkstein wurden wegen einer schweren Dürre am Ende des Jahres 1902 verschoben und stattdessen wurde eine alte Hütte neu hergerichtet. Die Gemeinde war jedoch immer noch sehr darauf bedacht, bald eine Schule aus Kalkstein zu bauen. Die Bauarbeiten begannen Ende August 1903. Das Schulgebäude wurde am 8. November des gleichen Jahres eröffnet. In den frühen 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts vollzogen sich einige Änderungen in der Bevölkerungsstruktur, so dass es mehr Lutheraner in Rainbow als in Pella gab. Deshalb wurde entschieden, dass der Pfarrer in Rainbow leben sollte. Das Pfarrhaus wurde dann als Wohnsitz für den Schullehrer genutzt. In den 20er und 30er-Jahren hatte die Schule die Höchstzahl von Schülern aufgenommen, die nach den Gesundheitsvorschriften noch erlaubt war, aber mit Beginn der 40er-Jahre gingen die Zahlen sehr stark zurück, und es war schwierig, einen Lehrer für die Schule zu gewinnen. 1943 schloss die Schule.

(Foto © R. Gosling) Schule
Pella Schule
(Foto © R. Gosling) Haus
Das Pfarrhaus

Viele Nachfahren der frühen Siedler leben noch in der Gegend um Pella. Die Nachnamen dieser Familien, Namen wie Heinrich, Drendel, Keller, Eckermann, Schilling, Keller, Stasinowsky, Krelle und Nuske, liefern noch heute den Beweis für die ursprüngliche Heimat ihrer Vorfahren. Es werden noch wöchentlich Gottesdienste in der Kirche von St. Johann gehalten und das Pfarrhaus wird jetzt für den Sonntagsschulunterricht genutzt. Die Kirche dient häufig als Konzertraum für Orgelkonzerte auf der äußerst wertvollen Fuller-Orgel. Diese Orgel wurde1885 in Kew gebaut und 1970 von der Kirchengemeinde Pellas gekauft. Die Schule beherbergt eine Sammlung von alten Büchern und Fotos.

Fotos: Ruth Gosling, 2001
Text: Ruth Gosling, 28. Februar 1998. Mitarbeiterin bei der deutschen Version: Sabine Birzele.

Quelle: Maroske, Ian O. 1975. The Story of Pella. (© Lutheran St. John's Congregation Pella 1975; printed by Wimmera Mail-Times Pty. Ltd., Horsham)

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