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Tasmanien

Deutschsprachige Einwanderung im 19. Jahrhundert in Tasmanien - Überblick

Im September 1791 kam der österreichische Sträfling Barnard Walford auf der Active in Australien an. Er war Graveur, ursprünglich aus Wien, der wegen Diebstahl eines Wäschekorbes in der Pettycoat Lane in London nach Australien deportiert wurde. Mehrere Sträflinge in NSW waren Deutschsprachige, die nach England auf der Suche nach Arbeit ausgewandert waren, und die wegen Verbrechen in England nach Australien deportiert wurden. Walford wurde nach der Strafkolonie auf Norfolk Island geschickt. Nachdem er freigelassen wurde, heiratete er eine Irin auf der Insel, Jane Malloy. Sie zogen 1807 nach Hobart, wo sie angesehene Bürger wurden. Dort war Walford zuerst Landbesitzer, dann Bäcker und später betrieb er das King George Hotel. 1828 starb er.

Ein großer Zustrom von deutschen Siedlern kam im Jahr 1855 in Tasmanien an, auf Auswanderungsschiffen aus Hamburg (Lewe Van Nysenstein - 24. Mai; America - 23. Juni [aus Liverpool]; Wilhelmsburg - 26. August; San Francisco - 2. November). 134 weitere Deutsche kamen am 28. Mai auf der Montmorency an, die zuerst nach Liverpool gereist waren, um auf jenem Schiff nach Launceston zu segeln. Gottfried Wilhelm Beutenmüller (später „Miller“) und seine Frau Christina Catharina, von der Montmorency, kauften 1862 Land bei Upper Piper, 26 km nordöstlich von Launceston.

Die meisten der ersten Ansiedler in Upper Piper waren Deutsche, die einander auf der Montmorency kennengelernt hatten. Viele Jahre lang war der Ort unter dem Namen German Town bekannt, bevor er den heutigen Namen Lilydale bekam. In German Town betrieben sie kleine Bauernhöfe und verkauften ihre Produkte in Launceston, oder sie brachten sie nach Lisle, in der Nähe von Mt Arthur, 9 km nord-östlich von German Town, um sie an die Goldgräber dort zu verkaufen. Auf dem Goldfeld von Lisle arbeiteten ungefähr 2500 Goldgräber gegen Ende des Jahres 1879.

In den frühen 1850ern lockten die Kolonien Victoria und NSW Mengen von deutschen Einwanderern wegen des Goldfiebers, und 1853 schaffte die britische Regierung die Sträflingsdeportation nach Van Diemen's Land (Tasmanien) ab (unter anderem war eine gratis-Reise nach Australien für britische Verbrecher ganz attraktiv geworden! - Von Tasmanien aus war es es leicht auf das Festland und zu den Goldfeldern von Victoria zu kommen! Somit war diese billige Quelle von Arbeitskräften für Tasmanien versiegt. Um Einwanderer zu locken, führte die tasmanische Regierung (wie andere australische Kolonien) ein sogenanntes „bounty“-System bei der Einwanderung ein, wobei der ganze Preis der Schiffsreise bis auf £5 für die Einwanderer bezahlt wurde, und die Einwanderer sich dafür verpflichteten, eine festgesetzte Zeit für den Landbesitzer zu arbeiten, der sie gesponsert hatte. Im Jahre 1855 waren, von 5000 „bounty“-Einwanderern, die in Tasmanien ankamen, 858 Deutsche.

In den 70er-Jahren wollte die tasmanische Regierung deutsche Siedler durch das Angebot von kostenlosem Land locken. Frederick Buck, der Agent für deutsche Einwanderung der tasmanischen Regierung, veröffentlichte im Jahre 1870 in Hamburg „Die britisch-australische Colonie Tasmanien. Ein Handbuch für Auswanderer, nach statistischen und anderen amtlichen Nachrichten der königlich-großbritannischen Colonial-Regierung.“ (Boyes & Geissler, Hamburg 1870).

(Foto © D. Nutting) StraßenschildIm August 1870 kam die Victoria in Hobart mit deutschen Einwanderern an, die bald hinauf in die Berge nach Sorell Creek zogen. Sorell Creek liegt in den Bergen 18 km nordwestlich von Hobart. Der erste Ansiedler dort war Brite, aber es folgten bald viele Deutsche, sowie Dänen. Sorell Creek wurde 1881 offiziell zum Städtchen erklärt und in Bismarck umbenannt, in Anerkennung der vielen deutschen Ansiedler dort (Otto von Bismarck war zu der Zeit Kanzler des Deutschen Reiches). Die Produktion von Obst wie zum Beispiel Erdbeeren, schwarze Johannisbeeren, Himbeeren, Pflaumen und Stachelbeeren, nach Hobart und Melbourne geschickt, war ein wichtiger Teil der Wirtschaft Bismarcks, wie auch das Holzfällen und Sägewerke. Bismarck war für seine Holzfäller bekannt. Im November 1914, kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurden Bittschriften an die tasmanische Regierung von Bismarcks englischem Bevölkerungsteil und von seinem deutschen Bevölkerungsteil geschickt. (Ungefähr die Hälfte der Stadtbevölkerung war deutscher Abstammung.) Die erste Bittschrift bat um eine Namensänderung und die zweite war dagegen. Die Regierung hat den Namen Bismarck in Collinsvale umbenannt, was mit den nahen Ortschaftsnamen von Collins Cap und Collins Bonnet zusammenpasste. Collinsvale blieb jahrelang ganz selbständig und von der Außenwelt verhältnismäßig isoliert. Foto oben: Fehlbergs Road bei Collinsvale, benannt nach Carl und Wilhelmina Fehlberg, die 1870 mit ihren fünf Kindern auf der Victoria ankamen. Sie bauten Äpfel, Plaumen, Beeren und Gemüse an den steilen Hängen an. Wie in vielen deutschen Gemeinden in Australien, spielten viele der Fehlberg-Männer in der Blaskapelle des Ortes.

(Foto © D. Nutting) GrabsteinFoto: Grabstein von Gustav Voss (1874-1952) im Collinsvale-Friedhof. Voss war der führende Landwirt in der Gegend. Er besaß den größten Bauernhof und arbeitete sieben Tage in der Woche. Voss wurde auch als erster zur ehrenamtlichen Stelle des Vertreters der Bismarck-Gegend im Glenorchy-Stadtrat gewählt. Man sagt, dass Voss von Bismarck zu den Ratssitzungen in Glenorchy und zurück zu Fuß ging, damit seine Pferde sich nach ihrem langen Arbeitstag ausruhen konnten. Er war von 1908 bis 1919 Ratsmitglied.

Siehe auch:
Bardenhagen, Marita. 1986. Lilydale - A German Legacy. An Examination of Nineteenth Century German Immigration to Northern Tasmania. Self-published B.A. thesis, Tasmanian Institute of Technology.
Appeldorff, Gwendolyne. 1986. Memories of Collinsvale. Self-published, Collinsvale (Tasmania).

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German Australia © D. Nutting 2001