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Queensland

Deutsche Besiedlung im 19. Jahrhundert in Queensland - Überblick

Queensland trennte sich 1859 von New South Wales und wurde selbständige Kolonie. Im Jahre 1861 waren nur etwa 2000 Deutsche in Queensland, und die meisten von ihnen waren Arbeiter and Handwerker in den Städten. Die Goldfunde der frühen 50er-Jahre machten Australien zu einem populären Ziel für viele Europäer, und 1852 begannen regelmäßige Schiffdienste aus Hamburg für Auswanderer. Trotzdem gingen bis in die frühen 60er-Jahre sehr wenige deutsche Auswanderer nach Queensland; in Europa hörten deutsche Auswanderer wenig über den Norden Australiens, die Verbindungswege zwischen den südlichen Teilen Australiens und dem Norden waren nur schwach ausgebaut, die Leute hatten nicht viel Erfahrung mit subtropischer Landwirtschaft, und das Goldfieber zog die Leute nach Victoria und New South Wales.

Die erste Regierung Queenslands etablierte ein Komitee unter der Führung von Dr John Dunmore Lang (Leiter der Presbyterianischen Kirche in Australien). Dieses Komitee schickte Johann Christian Heußler, einen erfolgreichen deutschen Geschäftsmann in Brisbane, nach Deutschland als Einwanderungsagenten, um Einwanderer für die neue Kolonie anzuwerben. Er konnte den Auswanderern attraktive Angebote machen, mit freier Überfahrt und guten Löhnen, sowie mit dem Recht, ein Grundstück im Wert von £12 zu wählen, nachdem ihre vertraglich vereinbarte Dienstzeit (gewöhnlich 2 Jahre) bei einem örtlichen Arbeitgeber vorbei war. Dieser Arbeitgeber hatte die Schiffspassage des Einwanderers bezahlt. Heußler machte seine Aufgabe gut und Deutsche kamen während der nächsten zehn Jahre in großen Zahlen in Queensland an, die meisten in Familiengruppen. Diese Zeit war aber eine Periode von besonders hoher Auswanderung aus Deutschland (Überbevölkerung in manchen Staaten, Angst vor Preußens Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich); und Queenslands Einwanderungsprogramm zog Vorteile daraus.

Als Arbeiter waren sie bei den Arbeitgebern beliebt: weil sie nicht viel Englisch konnten, war es für jemanden schwierig, der zwischen ihnen und ihrem Arbeitgeber Unfrieden stiften wollte, vom Aussehen her waren sie wie ihre Nachbarn britischer Abstammung, und sie waren christlich, was Dr Lang passte.

Sie bauten ihre ersten Häuser aus Schlamm und Stroh, aber nachdem sie ihre ersten Ernten verkauft hatten, bauten sie solidere Häuser mit Holzwänden und Dachschindeln. Die Deutschen zogen in die ersten Gebiete ein, die die Regierung für landwirtschaftliche Besiedlung frei machte, und einige dieser Gebiete waren hügelig, und es war sehr mühsame Arbeit, das Gestrüpp für den Ackerbau zu roden; sie mussten alles mit Handgeräten machen (sie hatten nur Sachen, die sie selbst in die Gegend tragen konnten). Sie mussten die Saaten vor Kängurus, Ratten und Vögeln schützen; gewöhnlich haben die Kinder diese Arbeit getan. Angeblich sprachen die deutschen Siedler manchmal von Queensland als Quälsland (Land von Qualen)! Diese Art Terrain war für kleine Bauernhöfe mehr geeignet, und die meisten Deutschen in Queensland stammten aus ländlichen Gegenden, wogegen die meisten britischen Einwanderer aus Städten stammten.

Foto: Schild - Fleischfresser Gully
(Sind hier Vegetarier willkommen?!)
Viele Schilder in der Laidley-Gegend zeugen von den deutschen Siedlern, die im 19. Jahrhundert dort Farmen anlegten. Die Farmen liegen direkt an der Straße und man sieht an den Briefkästen, dass dieselben Familien noch heute dort leben. (Fotos: Peter Blöcker) Foto: Schild - Gehrke Creek

Sir Thomas McIlwraith (dreimal Ministerpräsident von Queensland zwischen 1879-1893), sagte im Queensland-Parlament:

„Having disembarked from the ships and spent one or two days in the Immigration Depot, the German immigrants disappear. One hears or sees nothing of them for 18 months or a couple of years, when some fine day they return from the bush in their own attractive turn out, wife and children seated high, and all well-dressed and happy-looking.“

Foto: Neumann HausDas „Neumann Haus“ in Laidley ist heute ein Heimatmuseum. Das Haus wurde 1893 von Herrmann Neumann für seine Familie gebaut. Neumann war 1884 mit seinen Eltern aus der Uckermark nach Australien gekommen. Er gründete eine erfolgreiche Möbelfirma. Neumanns Frau Annie war die Tochter einer Engländerin und eines Deutschen. Sie war sehr gebildet und ihr Haus in Laidley galt als ein kulturelles Zentrum der Gemeinde. (Foto: Peter Blöcker)

Viele deutsche Einwanderer fanden Arbeit beim Eisenbahnbau der Strecke Ipswich-Toowoomba. Obwohl die Deutschen sich zunächst in der süd-östlichen Ecke der Kolonie niederließen, zogen bald Deutsche Richtung Norden, in den Bundaberg-Distrikt, wo viele in der Zuckerrohr-Industrie arbeiteten, nach Rockhampton, in den Mackay-Distrikt, und einige Goldsucher gingen nach Charters Towers. Im Jahr 1890 waren alle sechs der Mühlen für Zuckerrohr im Logan-Distrikt entweder im Besitz von Deutschen, oder sie wurden von Deutschen verwaltet. Wo genug Deutsche lebten, wurden deutsche Schulen, lutherische Kirchen, deutsche Vereine (mit den üblichen Turnvereinen und Liedertafeln) gegründet. Bis 1900 hatten die Darling Downs (eine Hochebene mit fruchtbarem Boden) etwa 1500 deutsche Familien, drei lutherische Kirchen und einen Deutschen Verein. Auf dem Land, bis etwa zum Jahr 1900, war die lutherische Kirche der soziale und moralische Mittelpunkt der Gemeinde. Deutsche Vereine spielten mehr in den größeren Orten eine nennenswerte Rolle. Bis zum Ersten Weltkrieg gab es viele deutsche Ortsnamen in den deutschen Siedlungsgebieten (im Krieg hat die Queensland-Regierung fast alle umbenannt - siehe Liste deutscher Ortsnamen). Noch im Jahre 1891 lag in manchen Bezirken von Queensland der Prozentsatz von Hochzeiten, bei denen Deutsche andere Deutsche heirateten, etwa bei 80%.

Foto: Deutsche Hochzeit
Deutsche Hochzeit im Jahre 1892 in Hatton Vale (John Oxley Library, neg #19287)

Bis 1900 gab es 600 deutschsprachige Familien in Brisbane, und Deutsche waren in allen sozialen Schichten tätig, von Parlamentariern bis in unterschiedliche Arten von Unternehmen.

Image: Queensland map
Landkarte: Verteilung der Deutschen in Queensland um 1900 (aus: Borrie, Wilfried. 1954. Italians and Germans in Australia / A Study of Assimiliation. F.W. Cheshire, Melbourne).

„Fernberg“, Queenslands Government House (offizielle Residenz des Gouverneurs)

Johann Heußler, der Einwanderungsagent (der später Parlamentarier im Legislative Council of Queensland wurde), baute 1864/1865 sein großes Haus Fernberg auf 9 Hektar Land, die er 1862 von der Regierung kaufte. Die Familie Heußler wohnte bis 1872 in Fernberg, als finanzielle Schwierigkeiten sie zwangen, es zu verkaufen. Die Queensland-Regierung wollte ein neues Government House und kaufte am 30. Juni 1911Fernberg für £10.000.

Referenzen:
Gassan, Kay. 1994. Where the eagle nested: a tribute to our German pioneers. Wise Owl Research Publishers, Maryborough (Qld).
Lodewyckx, Prof. Dr. A. 1932. Die Deutschen in Australien. Ausland und Heimat Verlagsaktiengesellschaft, Stuttgart. (Seiten 59-64)
Meyer, Charles.
1990. A History of Germans in Australia 1839-1945. Monash University, Clayton (Victoria).


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