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Die Templer

Punkt Geschichtlicher Hintergrund der Templer-Kolonien
Punkt Das Templer-Leben in Palästina
Punkt Nach Australien - warum mussten die Templer Palästina verlassen?

1917-18, während des Ersten Weltkriegs, vertrieb die Armee des britischen Generals Allenby die Türken aus Palästina. 1922 gab der Völkerbund (eine frühere Version der heutigen Vereinten Nationen - U.N.) Großbritannien das Mandat, Palästina zu verwalten.

Während der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts mussten Palästina-Deutsche (auch Templer genannt) in wehrfähigem Alter zu Zwangswehrdienst nach Deutschland, da sie immer noch deutsche Staatsbürger waren, und die Dienste und den Schutz eines deutschen Konsulats in Palästina in Anspruch nahmen, selbst wenn sie nicht in Deutschland geboren waren. Alle Palästina-Deutschen, die in Deutschland Militär-Dienst abgeleistet hatten oder die in wehrfähigem Alter waren, bekamen im August 1939 den Befehl, nach Deutschland zu reisen und Wehrdienst zu leisten. Etwa 60 Palästina-Deutsche, die beim Kriegsausbruch gerade zu Besuch in Deutschland waren, durften nicht zu ihren Siedlungen in Palästina zurückkehren.

Nach dem Kriegsausbruch im September 1939 wandelte die britische Mandatsregierung in Palästina die deutschen Siedlungen von Sarona, Wilhelma, Betlehem und Waldheim in große Internierungslager um. Alle Deutschen, die noch in Palästina waren, wurden in diese Lager gebracht, mit Ausnahme der übrigbleibenden Männer in wehrfähigem Alter. Diese Männer wurden in ein Lager für Kriegsgefangene in Akko (Acre) gebracht. In diesen Internierungslagern, von Stacheldraht umgeben, durften sich die Palästina-Deutschen frei bewegen und ihre landwirtschaftliche Produktion weiter betreiben, damit sie Lebensmittel erzeugen konnten.

Nachdem General Rommel mehrere wichtige Schlachten in der Wüste Nordafrikas gewonnen hatte, schickte die britische Behörde in Palästina die jüngeren Templer-Familien nach Australien, wo die meisten im Lager Tatura in Victoria interniert wurden.

Während des Krieges gab es drei Gefangenenaustausche zwischen Deutschland und Großbritannien. Deutsche Staatsbürger in Palästina (hauptsächlich Frauen und Kinder) wurden gegen Juden in Deutschland (die meisten von ihnen waren in Konzentrationslagern) ausgetauscht. Einige Palästina-Deutsche wollten gerne diesen Austausch mitmachen, damit sie ihre Männer/Väter wiedersehen könnten, wenn sie von den Streitkräften Urlaub bekamen. Andere Frauen hatten nicht so viel Lust, nach Deutschland zu ziehen und meinten, dass es ihre Pflicht gegenüber ihren Männern war, ihr Grundstück in Palästina nicht zu verlassen. Dank der Treue ihrer arabischen Arbeitnehmer konnten diese Frauen ihre Farmen, trotz der meist schwierigen Umstände weiter betreiben.

Am Ende des Krieges endete auch die Internierung in Palästina, aber die vier Lager wurden von der britischen Behörde abgesperrt und bewacht, um die Deutschen vor jüdischen Extremisten zu schützen. Immer öfter nach 1945 verlangten jüdische Gruppen, dass die Allierten deutsche Staatsbürger verbannen sollten. Die Allierten wollten die Templer nicht nach Deutschland schicken, weil Deutschland in Ruinen lag und schon ein massives Flüchtlingsproblem hatte. Viele der Templer, die noch in Palästina waren, betrachteten Deutschland sowieso nicht als ihre Heimat, und ihre Verwandten und Freunde, die die Briten 1941 nach Tatura in Australien geschickt hatten, ermutigten sie nach Australien zu kommen. Im Jahre 1948 fand ein gewalttätiger Angriff auf die Waldheim-Siedlung statt, und die Templer mussten nach Zypern fliehen, wo sie fast ein Jahr lang waren. Ein Richter des Obersten Gerichtshofs Australiens untersuchte den Hintergrund der Palästina-Deutschen und kam zum Schluss, dass sie sehr zuverlässige und produktive Einwanderer wären. Er schrieb: „In general, they are practical, morally sound and peaceful people.“ Die britische Regierung und die australische Regierung unterzeichneten ein Abkommen, das es den übrigen deutschen Templern in Palästina erlaubte, nach Australien zu kommen. Der neue Staat Israel zahlte für ihre ehemaligen Besitztümer in Palästina an sie Entschädigung.

Diagramm © D. Nutting

Oben: Der Weg der Templer nach Australien

Templer Gemeinde-Zentren wurden etabliert: im Jahre 1957 in Boronia (am östlichen Rand Melbournes), 1961 in Bayswater (in der Nähe von Boronia) und in Meadowbank (Sydney) und 1965 in Bentleigh-Moorabbin (Melbourne). Es gibt auch eine Templer-Gemeinde in Tanunda, Südaustralien. Die Bayswater-Gemeinde ist besonders zahlenreich. Die „Wilhelma Avenue“ in Bayswater ist nach der Templer-Siedlung in Palästina benannt. Die „Haering Street“ im Vorort Boronia ist nach der Familie Häring benannt, die in Tatura interniert war, und die „Beilharz Road“ auf dem Land in Ravenswood, unweit von Bendigo, ist nach einer weiteren Tatura-Internierungsfamilie benannt, die sich dort niederließ.

(Foto © D. Nutting) Schild
(Foto © D. Nutting) Straßenschild

Die Templer gründeten in Bayswater auch das Pflegeheim „Tabulam“, das sich besonders um Deutschsprachige kümmert. Der Architekt der gesamten Templer-Anlage in Bayswater war der Templer Willy Blaich.

Homepage der Temple Society in Australia

Werner Blaich's Story“ (in englischer Sprache: Werner beschreibt seine Erfahrungen - er wurde in Palästina geboren und mit seiner Familie in Tatura, Victoria, interniert. Er blieb in Australien. PDF-Datei, Größe 51Kb. PDF - Wie??)

See also: Sauer, Paul. 1991. The Holy Land Called - the Story of the Temple Society. Temple Society of Australia, Melbourne. Translation of Uns rief das Heilige Land, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985.

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German Australia © D. Nutting 2001