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Missionare

Killalpaninna-Mission

Am 9. Oktober 1866 machte sich in Tanunda (Südaustralien) eine kleine Gruppe auf den Weg, um eine lutherische Missionsstation in den Salzseen-Gebieten im Nordosten von Südaustralien zu gründen. Die Gruppe bestand aus zwei Missionaren, Johann Friedrich Gößling und Ernst Homann, und zwei Laienbrüdern, Hermann Vogelsang und Ernst Jakob.

Foto: Abreise
Abreise der Missionare von Tanunda

Nach einer schwierigen Reise von drei Monaten gründeten sie ihre Missionsstation am Killalpaninna-See (etwa 40 km südlich von Coopers Creek) und versuchten, die Diyarie-Aborigines (die damalige Schreibweise war »Dieri«) zum Christentum zu bekehren. Bald nach dem Anfang ihrer Arbeit wurde die Lage aber schwierig; alle vier Männer litten unter einer Augenerkrankung und das Klima in der Wüste machte den Deutschen schwer zu schaffen. Die Beziehungen zwischen ihnen und den Aborigines waren auch nicht einfach. Im Jahre 1867 nach fünf Monaten mussten sie ins Barossa-Valley zurückkehren.

1868 begann ein zweiter Versuch, der etwas erfolgreicher war. Die Missionare bauten eine Schule und eine kleine Kirche und der Kontakt zu den Aborigines verlief besser. Der australische Forscher Jürgen Tampke berichtet, dass ein neuer Assistent der Missionare am Killalpaninna-See, Wilhelm Koch, schnell erkannte, dass frühere Urteile über die Aborigines unangebracht, beleidigend und falsch waren. Koch fand die Sprache der Aborigines schön und ausdrucksvoll, und fing an, das Neue Testament in die Sprache der Diyarie zu übersetzen. Deutsche Missionare zählten zu denen, die sich Mühe gaben, Sprachen der Aborigines zu lernen und zu nutzen – für sie war das der Anfang der Missionsarbeit.

Fortschritte, Taufen und Bekehrungen kamen nur langsam voran, aber die Missionare waren entschlossen und geduldig. Sie hatten wenig Erfolg in ihren Versuchen, die einheimischen Australier zu bekehren, und kamen zu dem Schluss, dass es eine genauso wichtige Aufgabe war, sie vor den weißen Siedlern zu schützen. Einige Siedler, die von Störungen durch die Ureinwohner verärgert waren, hatten begonnen, sie umzubringen, und weiße Schafscherer und Hilfsarbeiter gierten nach den einheimischen Frauen.

Aber im Jahre 1869 wurde eine Dürre und der immer niedrige Wasserstand im Killalpaninna-See zu einem großen Problem. Versuche, neue Wasserquellen zu finden, brachten kümmerliche Ergebnisse. Die Missionsstation war bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Niedergang begriffen und wurde 1915 von der Regierung geschlossen.

Foto: E Jakob & Freunde
Ernst Jakob
und Ureinwohner-Freunde
(Foto © D. Nutting) Grabstein
Grabstein von Ernst Jakob („Missionskolonist“)
und seiner Frau Marie Elisabeth
auf dem Langmeil-Friedhof, Tanunda

Die Killalpaninna-Mission (auch Bethesda genannt) und die Mission in Hermannsburg (1877, existiert noch heute) waren vielleicht die größten deutschen Missionen in Australien, aber kleinere Missionsunternehmen fanden anderswo statt, unter anderem: German Station in Moreton Bay, Queensland (ab 1838); Ebenezer (Bedeutung- „Friedenssteine“) an dem Wimmera-Fluss 4 km westlich von Antwerp, Victoria (1859-1904); Ramahyuck am Wellington-See in Gippsland, Victoria (ab 1862); Encounter Bay und Port Lincoln, Südaustralien (ab 1840); Bloomfield und Mari Yamba, Queensland; Koonibba, westlich von Ceduna in Südaustralien (ab 1901); Lake Boga, Victoria; Beagle Bay, im Norden von Westaustralien (im Jahre 1890 von französischen Trappisten-Mönchen etabliert, 1901 den deutschen Pallotiner-Brüder von Limburg an der Lahn übergeben; um das Jahr 1980 wurde die Ureinwohner-Gemeinde dort selbstverwaltend, obwohl die Pallotiner-Priester der Gemeinde noch heute als Kapläne dienen). Einige Faktoren, die die Arbeit der Missionare schwer machten, waren: (a) das trockene, unfruchtbare Land, auf dem viele der Missionsstationen sich befanden, (b) das nomadische Leben der Ureinwohner, (c) die Missionare mussten den Ureinwohnern Arbeit und Ernährung geben, nachdem sie die Ureinwohner auf einer Missionsstation angesiedelt hatten.

Bedeutung der Missionsarbeit?

Das Erbe der christlichen Missionen des 19. Jahrhunderts in Australien ist umstritten. Manche Leute meinen, dass die Missionare von ihrem Glauben geblendet waren und den traditionellen Lebensstil und die Kultur der australischen Aborigines störten, und diese Leute weisen darauf hin, dass nicht sehr viele Aborigines zum Christentum bekehrt wurden. Andere Leute finden, dass die Missionare zu einem Zeitpunkt da waren, als die Aborigines dringend Unterstützung und Fürsorge brauchten (infolge gewaltsamer Konflikte mit weißen Siedlern um Landrechte), und dass die Missionare ein bisschen Hoffnung in dieser düsteren Lage darstellten und für viele Aborigines ihre einzige Überlebensmöglichkeit bildeten.

Siehe auch Informationen über:

Punkt Hermannsburg Mission


Quellen:

Leske, Everard. (1996). For Faith and Freedom: the Story of Lutherans and Lutheranism in Australia 1838-1996. Adelaide: Openbook Publishers. S.98

Munchenberg, Reginald S. et al. (1992). The Barossa, a Vision Realised. The Nineteenth Century Story. Barossa Valley Archives and Historical Trust Inc. S.88-89

Lodewyckx, Prof. Dr. A. (1932). Die Deutschen in Australien. Stuttgart: Ausland und Heimat Verlagsaktiengesellschaft. S.150, 166

Tampke, Jürgen. (2006). The Germans in Australia. Port Melbourne (Victoria): Cambridge University Press. S.57, 63 & 71

Leitner, Gerhard (2006). Die Aborigines Australiens. München : C.H. Beck. S.101

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