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Deutschsprachige in Australien

Fahnenflucht von deutschen Seeleuten in australischen Häfen

Meldungen von Fahnenflüchtigen wurden von 1852 bis früh im Jahre 1862 in der New South Wales Government Gazette veröffentlicht; 1862 übernahm die New South Wales Police Gazette diese Augabe. Zwischen 1852 und 1900, nach der Nationalität gemessen, machten deutsche Fahnenflüchtige die viertgrößte Zahl von Fahnenflüchtigen im Hafen von Sydney aus, hinter den Engländern, Iren und Schotten. Einige Schiffe baten eine Belohnung für den Fang und die Rückkehr ihrer Seeleute.

Unter den deutschen Kriegsschiffen, die in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts Fahnenflucht im Hafen von Sydney erlebten, waren: SMS Albatros (während eines Aufenthaltes im Jahre 1884), SMS Alexandrine (1889), SMS Ariadne (1878), SMS Augusta (1877), SMS Bismarck (1879, 1880 & 1887), SMS Bussard (1891, 1892, 1895), SMS Falke (1894, 1896, 1897), SMS Gneisenau (1885), SMS Hyane (1885), SMS Leipzig (1890), SMS Marie (1885), SMS Möwe (1882, 1895, 1899), SMS Nautilus (1879), SMS Olga (1889), SMS Sophie (1887 & 1890), SMS Sperber (1891, 1892, 1893).
Kriegsschiffe des k. und k. Österreich-Ungarischen Reiches: Helgoland (1879), Fasana (1894), Albatross (1896).

Beispiele von Meldungen der Fahnenflucht:

From the Austrian Warship "Fasana", Sydney, on the 8th May, 1894:-
Johann Seliskar 23 years of age, about 5ft 6in. high, blonde hair, brown eyes, chin and face oval; speaks, writes, and reads German and Slavonian.
Friedrich Engelhardt 20 years of age, about 5ft 8in. high, dark-brown hair, grey eyes, oval chin, long face, teeth defective; speaks writes and reads German and a little English.
Deserters wore blue shirt, trousers, and cap, and laced shoes. A reward of £3 each will be paid on apprehension of the abovenamed deserters by the Imperial and Royal Austro-Hungarian Consulate.

(Eine Meldung vom 16. Mai 1894 berichtete, dass diese beiden Seeleute von der Picton-Polizei verhaftet wurden und in Untersuchungshaft nach Sydney zurückgeschickt wurden. Die Richter der Wasserpolizei haben sie freigelassen, da ihr Schiff schon abgefahren war.)

Eine beträchtliche Zahl Fahnenflüchtiger verließ das deutsche Kriegsschiff SMS Leipzig, unter anderen die drei aus dieser Meldung vom 15. Oktober 1890:

Wilhelm Martens 20 years of age, 5ft 9in. high, dark hair, brown eyes, no beard; speaks German and English. £5 reward.
Karl Meyer 22 years of age, 5ft 4in. high, dark hair, blue eyes, small moustache; speaks  German only. £5 reward.
Richard Wagner 23 years of age, 5ft 8in. high, black curly hair, brown eyes, no beard; speaks  German only. £5 reward.

Von SMS Sperber:

Ernst Friedrich Vogel From the German warship "Sperber", Sydney, on the 31st March, 1892. Born at Hamburg, district Saalfeldt, Germany, 22-and-a-half years of age, 5ft 8in. high, strong build, fair hair, blue eyes, oval face; speaks German only; tattooed star with crown on chest, figure of a sailor and bangle on wrist. £5 reward.
Emil Georg Max Heim From the German warship "Sperber", Sydney, on the 20th April, 1892. Assistant sailmaker, born at Stettin, Germany, 26 years of age, 5ft 8in. high, dark blonde hair, blue eyes, oval face; tattooed on left lower arm, anchor on back of hand, speaks German and English. £5 reward.

Quelle: J. Melton. 1986. Ships' Deserters 1852-1900. Library of Australian History, Sydney.

S.M.S. Bismarck
Am 26.01.1880 verließ S.M.S. Bismarck Apia in der deutschen Kolonie von Samoa. Nach Anlaufen von Levkuka verursachte ein schwerer Sturm einen solchen Schaden, dass das Schiff unprogrammmäßig nach Sydney zur Reparatur gehen musste. Nun konnte das Schiff Deutschland bei der Weltausstellung in Sydney repräsentieren und die Besatzung die Stadt besuchen.

Dieses Foto von S.M.S. Bismarck in der Dock von Sydney wurde vom Besatzungsmitglied Claus Franzen aufgenommen.

Foto: SMS Bismarck
„SMS Bismarck in der Dock von Sydney“

Die folgenden Informationen über Claus Franzen sowie das Portrait hat freundlicherweise sein Enkel Bernd in Deutschland zur Verfügung gestellt (das Portrait von Claus wurde in einem Atelier im Marine-Hafen Wilhelmshaven fotografiert):

Foto: C. Franzen

„Mein Großvater Claus Franzen wurde am 4. Februar 1857 als Sohn des Landwirts Hans Christian Franzen in Jerrishoe bei Flensburg geboren.

Claus Franzen wird wohl an der Landwirtschaft kein besonderes Interesse gefunden haben, denn er, so hat er erzählt, wurde frühzeitig konfirmiert, um auf einem im Flensburger Hafen liegenden holländischen Schiff anzuheuern.

Er ist von da an 5 Jahre bei der Handelsmarine zur See gefahren. Von diesen Fahrten hat er nie erzählt.

Dann kam er zur Kaiserlichen Marine und fuhr auf der Kreuzerfregatte Bismarck auf der bekannten Fahrt nach Australien zur Weltausstellung und in die Südsee u. a. nach Samoa. Von dort hat er sehr viel erzählt, weil ihn die Natur, besonders die üppige Vegetation, begeisterte. Aber er berichtete auch von Seebeben und von der stürmischen Fahrt um Kap Horn. Nach Rückkehr der Bismarck in die Heimat kehrte er nach Hause zurück und begann seine Arbeit bei der Post.

Dort lernte er seine Frau Sophie, geb. Asmussen, kennen und zog nach Süderschmedeby. Hier verstarb er im Jahre 1947 im hohen Alter von 90 Jahren.“

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