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Sammlung von Primärquellen
 

Deutsche Einwanderung in Australien - Materialien für Schüler/Studenten

1943 - Wilhelm Eppinger

Wilhelm Eppinger wurde am 14. September 1941 Schulleiter der Schule im Internierungslager Tatura, nicht lange nach der Ankunft der 665 Palästina-Deutschen im Lager. In diesem Bericht beschreibt er die Probleme, mit denen die Lehrer und die Schüler/innen konfrontiert waren.


HEMMNISSE

1. Die Erreichung einer guten Handschrift ist dadurch sehr erschwert, dass es an geeigneten Federhaltern und Federn fehlt. Die zu erhaltenden Federn sind für die Sütterlinschrift viel zu spitz.

2. Die Schulbücher sind in viel zu geringer Anzahl vorhanden. In ganz wenigen Fällen können zwei Schüler ein Buch gemeinsam haben, in anderen jedoch sind drei oder vier Bücher und noch weniger für die ganze Klasse vorhanden. Ein Vervielfältigungsapparat hat darin schon willkommene Verbesserung gebracht, doch den Mangel keineswegs behoben. An Lehrmitteln haben wir in letzter Zeit Wandkarten von jedem Erdteil erhalten können und einen kleinen Globus; leider sind alle nur verhältnismäßig kleine politische Karten mit staatlicher Einteilung und englisch. Für andere Realienfächer (Naturgeschichte, Physik, Chemie) ist keinerlei Anschauungs- oder Versuchsmaterial vorhanden. Für Deutsch, Latein, Französisch, Englisch, hat der Vervielfältigungsapparat schon gute Dienste geleistet, doch kann er keine für die oberen Klassen so notwendige Lektüre schaffen. Ein Examplar von Herzog-Plank III.T1. konnte endlich nach einem Jahr entdeckt werden, es blieb bisher bei dem einzigen; IV. Und V. T1. fehlen ganz.

3. Den Lehrern stehen zu ihrer Vorbereitung nur wenige auf den Stoff tiefer eingehende Bücher zur Verfügung; teilweise sind nur die Schulbücher vorhanden, die der Lehrer mangels Bücher mit dem Schüler zusammen benutzen muss.

4. Mehrere Male wurden die einzelnen Abteile des Lagers wegen ansteckenden Krankheiten (Scharlach, Keuchhusten) für mehrere Wochen gegeneinander abgeschlossen und dadurch die Klassen und Lehrer auseinandergerissen. Ein gekürzter Notunterricht wurde für diese Zeit in den einzelnen Abteilen für manche Fächer eingerichtet. (3.Febr bis 11.April; 20.Juni bis 13.Juli; 7.Dez. bis 12.Dez.42.)

5. Oftmals mussten in die einzelnen Klassen, namentlich den unteren, neue Schüler aufgenommen und dem Kenntnisstand der Klasse soweit möglich erst angepasst werden, was ein stetiges Fortschreiten hemmte.

6. Das stetige Fortschreiten wurde auch nicht selten gehemmt durch das öftere Ausfallen von Tagen oder Stunden infolge von Hitze oder Kälte oder sonstiger Umstände. Der Unterricht an der obersten Klasse musste einmal 4 Wochen ausfallen wegen Errichtung eines Zaunes infolge der Einbeziehung von Schul- und Sportsplatz in unser Lager.

7. Für die Schüler ist es oft schwierig, einen ruhigen Platz für Hausaufgaben zu finden.

Tatura, den 28. April 1943
Wilhelm Eppinger, Schulleiter.


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