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Sammlung von Primärquellen
 

Deutsche Einwanderung in Australien - Materialien für Schüler/Studenten

1854 - HANS FRIEDRICH FRIEDRICHSEN

Bis 1866 gehörten die deutschsprachigen Gebiete Südschleswig und Holstein im Norden Deutschlands zum dänischen Königreich. Nach der misslungenen Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1850 wanderten viele junge Männer aus Nordfriesland aus, um dem dänischen Militärdienst zu entgehen. Hans Friedrich Friedrichsen reiste am 10. Juni 1854 auf einem Segelschiff in 118 Tagen nach Australien. Dort war er 10 Jahre lang Goldgräber, bis er 1864 in seine Heimat zurückkehrte. Hier folgen Auszüge aus seinen Briefen an seine Eltern und seinen Bruder.

Auszüge aus Briefen
(Extracts from letters)

| Die Schiffsreise | Über Melbourne | Auf den Goldfeldern | Alltagsleben des „Diggers“ |


Melbourne den 26. Dezember 1854

Lieber Bruder

Wir waren 5 Mann, jeder nahm sich ein paar gute wollene Decken und zwei Anzüge mit. Unterwegs trafen wir noch mit mehreren Kameraden von unserm Schiff zusammen. Hier ging recht das freie Leben an.

Wo wir abends Wasser antrafen und Holz, da blieben wir, machten uns ein großes Feuer an und kochten uns Tee oder Kaffi oder was wir bekommen konnten. Dann wurden ein paar Bäume umgehauen, die Zweige schlugen wir runter und der Stamm kam ins Feuer. Wir waren 13 Mann und so hatten wir gewöhnlich Zweige beim Kopf und das Feuer zu Füßen von allen, denn ein jeder kann hier so viele Bäume umhauen, wie er Lust hat. lch habe mich manchmal verwundert über die schönen Bäume, die man hier sieht, ein großer Wald, der Schwarzwald genannt. In diesem Walde sieht man Bäume, deren Stamm an 100 Fuß hoch ist und fast ohne die kleinste Krümmung. Das Holz kann aber zu wenigen Teilen benutzt werden, denn es ist furchtbar hart und spröde. Wir marschierten 5 Tage, ehe wir die Mine erreichten. Hier angekommen, fragten wir zuerst Deutsche auf. Wir trafen 4 Hannoveraner. Diese waren uns behilflich, unsere Sachen einzukaufen. Das erste war, dass wir uns ein Zelt kauften und aufstellten. Den anderen Tag kauften wir das übrige Geschirr und so ging das Goldgraben los.

Dieses wird nämlich so gemacht: Man misst sich einen Platz ab. Die Größe bestimmt der Leisten; denn jeder muss einen Leisten haben vom Governement.

Dafür bezahlt man in einem Monat 1 Pfund Sterling 10 Shilling (Sh) und nimmt man einen auf 3 Monate, so bezahlt man 2 P Strlg 10 Sh. Hat man sich nun einen Platz erwählt, so gräbt man ein Loch herunter von ungefähr 4 bis 5 Fuß Länge und 2.5 Fuß Breite. Gewöhnlich sind 2 Mann bei einem Loch. Man arbeitet sich nun gerade herunter, indem man die Erde zuerst mit einem Pickel loshaut und dann mit einer Schaufel herauswirft. Kommt man nun so weit, dass einer nicht höher werden kann, so wird eine Winder übergesetzt, ähnlich Carl H. Hansens über den Brunnen. Einer windet nun auf und der andere ist unten und macht die Eimer voll, bis er auf den Boden kommt. Man trifft hier nämlich immer einen festen Boden, wenn man herunter kommt. Dieser ist entweder Sandstein oder Schiefer. Auf diesem Boden liegt der Goldstoff, mitunter 0.5 Fuß, 0.75 und 1 Fuß hoch. Diesen Goldstoff arbeitet man nun heraus und untersucht ihn. Ist er gut, so arbeitet man sich am Boden entlang nach allen 4 Seiten so weit der Platz oben ist. Die Erde steht hier nämIich so fest, dass man sich unten eine ganze Strecke fortarbeiten kann. Manchmal (werden) so 40 bis 50 Fuß so am Boden weggetrieben. Ist der Goldstoff nicht gut, so sucht man sich einen anderen Platz. Um diesen Stoff zu reinigen, hat man folgende Gerätschaften: Zuerst kommt er in einen Topf oder halbe Tonne, rührt ihn mit dem Spaten so lange, bis er sich ganz aufgelöst hat. Dann kommt er in einen Kredel, eine kleine Maschine, und von da in eine Zinnschüssel, wo man die letzten Steine und Sand von dem Gold abwäscht. Wir waren 5 Wochen in dieser Mine, machte aber wenig mehr, als wir zum Lebensunterhalt gebrauchten, denn diese Mine war schon zu stark umgearbeitet. Wir verkauften alsdann unser Handwerkszeug und gingen zurück, um Arbeit zu suchen, welche wir dann auch am 2. Tage antrafen, nämlich Steine klopfen an der Chaussee. Hier verdienten wir ungefähr 10 englische Schilling jeden Tag. Wir waren aber nur 8 Tage hier, so war die Arbeit alle.

(Text freundlicherweise von Magnus Feddersen in Schleswig-Holstein zur Verfügung gestellt. Hans Friedrich Friedrichsen war sein Urgroßvater.)


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