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JF Krummnow

und die Kommune „Herrnhut“, Victoria

1) Krummnow in Südaustralien
2) In Victoria - Gründung der Herrnhut-Kommune
3) Hill Plain-Kommune zieht nach Herrnhut
4) Krummnows Tod

Foto: KrummnowJohann Friedrich Krummnow kam am 22. Januar 1839 auf der Catharina in Adelaide an. Er war während der ersten paar Jahre in Südaustralien ein umstrittener Charakter in der lutherischen Kirchengemeinde. Er war Schneider von Beruf, klein, und sprach mit einer näselnden, unangenehmen Stimme. Während der Reise auf der Catharina hatte er als Lehrer gearbeitet, aber sein Verhalten mit den Mädchen war nicht ganz einwandfrei und die Gemeinde ließ ihn in Australien nicht unterrichten. (Foto rechts: Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Mann auf diesem Foto Krummnow ist. Das Foto wurde in einem Foto-Studio in Ballarat aufgenommen. Das Foto hat Ian Horn zur Verfügung gestellt.)

Sein großer Wunsch war es, in Australien eine religiöse Kommune zu gründen, in der die Mitglieder alles Eigentum teilen. In Hahndorf hielt er Betstunden in den Häusern ab und fand bald ein paar Anhänger für seine kommunistischen Ideen. Er behauptete, dass er den Teufel aus besessenen Leuten austreiben könnte. Zwei Fälle von seinen Teufelsaustreibungen, über die man berichtet hat:

1) Ein Mädchen von melancholischem Temperament war unheimlich traurig geworden. Krummnow war mit der Familie befreundet. Er sagte, dass das Mädchen ärztliche Behandlung oder ein bisschen Abwechslung anderswo nicht brauchte; sie war von einem bösen Geist besessen, und er könnte diesen Geist austreiben. Die Eltern willigten ein und Krummnow redete eine Zeitlang mit der Patientin in Gegenwart der Eltern. Er nahm sie bei der Hand und sprach freundlich aber sehr entschieden: „Schau immerfort hierher (zeigte auf seine Stirn) und denke sonst an nichts“. Die Patientin machte das und schien in kurzer Zeit schläfrig zu werden. Dann sprach er in seinem näselden Ton, aber sehr ernst und feierlich: „Fahre aus, du böser Geist, aus diesem Mädchen, und kehre nie wieder.“ Diese Worte versetzten das Mädchen in große Aufregung, aber Krummnow beruhigte sie bald wieder. Sie schlief auf einem Sofa bis zum nächsten Morgen.

Das Mädchen schien wieder gesund zu sein, doch nach ein paar Tagen war sie wieder deprimiert, aber schlimmer als vorher. Krummnow erklärte, dass er den Teufel ausgetrieben hatte, aber dass es ein besonders hartnäckiger Teufel war und andere böse Geister mit sich gebracht hätte.

Der Vater soll gesagt haben, dass wenn Krummnows Teufelsaustreibung seiner Tochter noch mehr böse Geister bringt, dann sollte er von seiner Tochter in der Zukunft fern bleiben. Die Eltern schickten das Mädchen zu anderen Leuten, damit sie ein bisschen Abwechslung hätte. Sie kam nach fünf oder sechs Monaten gesund zurück.

2) Man sagt, dass Krummnow auch versucht hat, den Teufel aus einer Frau auszutreiben, die fast immer mit ihrem Mann und mit den Nachbarn im Streit lebte. Er sagte, dass ein böser Geist ihr Benehmen verursacht, und dass er diesen Geist austreiben könnte. Er nahm die Frau bei der Hand und begann auf seine gewöhnliche Weise. Aber etwas hat die Frau gestört; sie wurde böse, griff ihn an und jagte ihn aus dem Hause. Krummnow soll erklärt haben, dass sie von Beelzebub, dem Prinzen der Teufel besessen sei, und deshalb war der Exorzismus diesmal nicht erfolgreich.

Jedoch gibt es genaue Berichte von glaubwürdigen Personen, dass Krummnow bei anderen Gelegenheiten Erfolg mit seiner Teufelsaustreibung hatte, oder zumindest waren die Leute nach seiner Behandlung mindestens beruhigt oder besänftigt. Er scheint einen gewissen hypnotischen Einfluss auf einige Leute ausgeübt zu haben. Ohne diesen geheimnisvollen Einfluss kann man die Gründung seiner Kommune später in Victoria nicht erklären.

Bei der Gründung der Siedlung Lobethal spielte Krumnow eine gewisse Rolle. Vor der Ankunft des Schiffes Skjold mit den Einwanderern, die Lobethal gründeten, war Krummnow naturalisierter britischer Staatsbürger geworden. Weil er naturalisiert war, durfte er von der Regierung Land kaufen. Keine der Leute, die sich in Lobethal niederlassen wollten, waren naturalisiert. Krummnow machte ihnen das Angebot, dass er für die 18 Familienväter mit ihrem Geld Land kaufen würde, aber nur unter der Bedingung, dass man die Siedlung nach seinen kommunistischen Ideen organisiert. Das heißt, die Einwohner teilen alles Eigentum untereinander. Das Land wurde gekauft, aber die Ansiedler wollten das nicht machen, was Krummnow verlangte, und es dauerte einige Zeit, bis ihre Probleme mit Krummnow gelöst wurden und sie ihr eigenes Land besaßen.

Im Buch Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Australien. Ihr Werden, Wirken und Wesen. Eine Zentenarschrift 1838-1938 beschreibt Theodor Hebart Johann Krummnow so:

Ein anderer beunruhigender Faktor der ersten Zeit war der Separatist und Phantast Johann Friedrich Krummnow. Ein wunderlicher Kauz, ein Kobold von gnomenhaftem Aussehen, voll ausgebildeter Einbildung, tauchte er auf seinen krummen Wegen bald da, bald dort auf, überall den Zwietrachtssamen säend. Hier hält er in der neuen Siedlung Lights Pass hinter dem Rücken des Pastors seine Betstunden, hier steht er mit seinem Geld und als Naturalisierter mit seinem Kaufrecht in Lobethal zur Verfügung. Wo man ihn brauchen konnte und wo man ihn nicht haben will, überall tritt er wie ein Spukgeist auf. Unzweifelhaft besitzt er hypnotische Kräfte. Er versucht sich mit Teufelsaustreibung an Frauen und Mädchen, er spielt den Pastor. Eine „besessene“ Frau prügelt ihn aus dem Haus hinaus. Man kriegt ihn schwer los, und hie und da finden sich doch etliche Familien, die es mit dem ungestalten Zwerg halten.

Die Leiter der frühen Lutherischen Kirche in Südaustralien planten schon, Krummnow zu exkommunizieren - vielleicht zog er nach Victoria, weil er wusste, dass dies bevorstand.

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Informationen zusammengefasst aus:
Huf, Betty. 2001. Persönliche Mitteilung.
Lodewyckx, Prof. Dr A. 1932. Die Deutschen in Australien. Ausland und Heimat Verlagsaktiengesellschaft, Stuttgart.
Siehe dazu auch:
Meyer, C. 1978. „Two Communes in 19th Century Victoria“. In: Victorian Historical Journal, Vol. 49, No.4.


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