Logo: zur Leitseite Chronologie Themen Schüler Site-Übersicht in English

Deutschsprachige in Australien

Ludwig Becker

Foto: BeckerLudwig Philipp Heinrich Becker wurde am 5. September 1808 in Offenbach-am-Main geboren. Während er bei einer Buchbinder-Firma in Frankfurt arbeitete, lernte er wahrscheinlich Lithographien zu machen. Er fertigte lithographische Bilder für mehrere Bücher an, unter anderem auch für Bücher von dem berühmten Zoologen Johann Jakob Kaup, der sein Interesse für die Naturwissenschaften anregte. Becker unterhielt jahrelang eine Briefkorrespondenz mit Kaup.

Im Jahre 1840, als es für Lithographen schwieriger wurde, Arbeit zu finden, bekam er Aufträge am Hof des Großherzogs Ludwig III von Hessen-Darmstadt und hat Hofszenen und Miniatur-Portraits gemalt.

Becker lernte den berühmten Paläontologen Louis Agassiz kennen, und verbrachte einige Zeit mit ihm. Agassiz vergrößerte noch Beckers Interesse an der Naturforschung. Agassiz war zu der Zeit auf Besuch in Mainz und wurde später Professor der Naturgeschichte an der Harvard University in den USA.

Im Juli 1850 reiste Becker nach England und am 4. November verließ er Liverpool auf der Hannah, und landete am 10. März 1851 in Australien im Hafen von Launceston. Die Chance, Naturforschung in Tasmanien zu betreiben, zog ihn an.

In Van Diemens-Land (so hieß Tasmanien bis 1853) war Becker etwa 20 Monate lang, und für sieben von diesen Monaten lebte er im Hause des Gouverneurs in Hobart, und genoss die Freundschaft von Gouverneur Denison und dessen Familie. Der Gouverneur war ebenfalls Amateur-Wissenschaftler. Becker machte wissenschaftliche Untersuchungen in ländlichen Gegenden von Tasmanien und besuchte Versammlungen der Royal Society of Tasmania, einer Organisation für allgemeine wissenschaftliche Forschung (sie ist immer noch die älteste Royal Society dieser Art außerhalb Großbritanniens).

Der Reiz der Goldfelder auf dem australischen Festland zog Becker dorthin - er verließ Tasmanien im November 1852 an Bord der Clarence und kam bald nach Bendigo (damals hatte es den Namen Sandhurst). Er fand ein bisschen Gold, aber wurde nicht reich. Er wohnte sechs Jahre lang in Melbourne, und spielte eine Rolle bei der Gründung von allen kulturellen und wissenschaftlichen Organisationen, die in der Boom-Stadt entstanden. Er schrieb viele Forschungsarbeiten für die Royal Society of Victoria (damals hieß sie „Philosophical Institute“). In der deutschen Gemeinschaft der Stadt war er eine führende und angesehene Persönlichkeit. Er galt als ein ungewöhnlicher aber ziemlich geistreicher Mensch. Vielleicht das bekannteste Bild von Peter Lalor, dem Held der Eureka Stockade, war eine Lithographie, die Becker 1856 von ihm machte, als Teil einer kleinen Sammlung mit dem Titel Men of Victoria. Der berühmte deutsch-australische Botaniker Ferdinand von Mueller benannte drei Pflanzen nach Becker.

Image: AnzeigeNicht lange vor seiner Abreise mit der Expedition von Burke & Wills (die Becker schon als eine gefährliche Reise erkannte) zeichnete Becker einen interessanten Comic über die Abenteuer eines deutschen Auswanderers, der nach Australien kommt. Der Comic Ein Australisch' Lied besteht aus Karikaturen und 38 Reimversen. Becker schrieb, dass es seine Absicht war, eine einfache unterhaltende Beschreibung der Erlebnisse eines deutschen Einwanderers in Australien zu geben. Auf jeden Fall erfasst es Dinge, die viele Deutsche gemacht haben, und Becker hoffte, dass es den Deutschen in Australien Spaß machen würde, es zu lesen. Am 6. Juli 1860 erwähnte der Redakteur der deutschsprachigen Zeitung Melbourner Deutsche Zeitung das „Lied“ kurz:

 

Wie aus den Anzeigen zu ersehen ist, befindet sich unter der Presse „Ein Australisch' Lied“ mit Illustrationen. Wir haben einen Probeabdruck desselben gesehen und gelesen, und sind überzeugt, dass Jeder, der das Lied mit seinen äußerst komischen Bildern sich anschafft, einen guten Kauf macht. Näheres darüber in der nächsten Nummer.

Foto: Titelblatt

Der Redakteur besprach das Lied am 13. Juli 1860 und zitierte aus Teilen davon. Er beendete den Artikel mit folgenden Worten:

Was nun weiter dem Helden passiert, wollen wir nicht verraten, schon der Unmöglichkeit wegen, dem Leser eine Kopie des Originals ohne die trefflichen Karikaturen geben zu können. Wir glauben, dass Jeder mit ungemeinem Vergnügen das Werkchen, welches 7 Fuß lang ist, durchsehen und betrachten wird, und können es deshalb mit gutem Gewissen allen Kolonisten, die Humor lieben, empfehlen.

(„7 Fuß lang“ = das Original stand auf einem langen Blatt Papier, das man wie eine Konzertina öffnete)

Lies Ein Australisch' Lied

Originaltranskription von Wolfgang Mueller. Übersetzung von Dave Nutting (kein Reimversuch).

Siehe den Artikel über die deutsche Beteiligung an der Expedition von Burke und Wills.

(Quellen: Die Informationen oben und die Erklärungen zu den Zeichnungen Beckers stammen teilweise von: persönlichen Mitteilungen, die Tom Darragh freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat; dem Buch An Australian Song. Ludwig Becker's Protest von Marjorie Tipping [Greenhouse Publications, Richmond 1984]; und der „Melbourner Deutschen Zeitung“.)


| Oben | Zurück | Chronologie | Themen | Schüler | Site-Übersicht | in English |
| Primärquellen | Bibliographie | Suche |
German Australia © D. Nutting 2001